In den letzten Jahrhunderten wurden die Menschen dieser Gegend von vielen Katastrophen und sonstigem Unheil heimgesucht .Es waren Seuchenzüge, Hochwasser, Missernten, Feuersbrünste und auch plündernde Söldnerbanden.
Zur Abwendung weiteren Unheils gelobten die Christen dem Herrgott, Fasttage (z.B. Agatha) einzurichten und Prozessionen durch die Feldflur zu gehen. In den alten Kirchenbüchern ist zu lesen , dass der Bischof von Paderborn den Pfarrern dringend empfahl, die mittlerweile sehr vielen Lobeprozessionen auf einen Tag zusammenzulegen, da diese Volksfestcharakter annahmen. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich die Johannesprozession in der Pfarrgemeinde Hörste. Eines aber ist sicher: Seitdem der Prozessionsweg durch Garfeln geht, wird hier "zur Ehre Gottes " geböllert. Als Schießgeräte dienten damals kurze Eisenrohre (Kattenköppe), die mit Schwarzpulver gefüllt und mit Gras verdämmt wurden. Ende der fünfziger Jahre wurde durch strengere Gesetze und Vorschriften der Erwerb und Umgang mit Schießpulver erschwert . Sowohl bei der Prozession als auch beim Schützenfest wurde daher das Böllerschießen eingestellt. Auf Initiative von Josef Schulte (Kapelle) und Stefan Brunnert wurde im Jahre 1975 diese Tradition neu belebt. Am Vorabend der Prozession begannen 5 begeisterte Männer mit dem Probeschießen. Mit Gas gefüllte Luftballons wurden mit einem brennenden Lappen an einer langen Stange zur Explosion gebracht. Nach erstem Schrecken am Sonntagmorgen waren sich alle Prozessionsteilnehmer einig ,daß man diesen alten Brauch wieder regelmäßig pflegen sollte. Da die abenteuerliche Art des Böllerschießens mit Luftballons nicht ganz ungefährlich ist, baute die mittlerweile auf 8 Mann angewachsene Gruppe schon 1976 die erste Kanone. Sie bestand aus einem Siederohr aus dem Heizungsbau auf einer Achse von einem Kettcar und war schon mit einer elektrischen Zündung ausgestattet . In den folgenden Jahren wurde dieses Schießgerät ständig verbessert. Auch die traditionelle Schußfolge wird seitdem wieder eingehalten:
Samstag Abend : Einschießen der Kanone, ankündigen der Prozession.
Sonntag morgen : 6 Uhr Wecken (7:30 Uhr beginnt die Messe) 4 Schuß
Sobald die Prozession Garfeln erreicht 3 Schuß
Bei den 3 Stationen zum Segen 4 Schuß
Beim Verlassen von Garfeln 3 Schuß
Im Rahmen der 1100 Jahr-Feier in Hörste 1981 nahmen wir mit einem Festwagen am Umzug teil. Unsere Kanone bekam ein neues Aussehen und wir gaben uns den Namen St. Johannes-Böllerschützen. Aus dem Sauerland (Öventrop) besorgten wir eine alte Kanone, die aber beim Umzug nur Rauch ausstieß. Mit den Uniformen der preußischen Garde war das Ganze ein voller Erfolg. So nahmen wir mit diesem Wagen auch am Herbstwochenumzug teil.
Seit 1985 wird auch wieder zum Schützenfest geböllert. Der Bitte des damaligen Schießmajors Anton Kemper (Patt) und des Hauptmanns Franz Klaus kamen wir natürlich gerne nach.
1996 fand man beim Abbruch einer alten Wagenremise auf dem Hof Gierse - Westermeier eine gut erhaltene Pferdewagenachse und einige Eichenbohlen. So konnten wir endlich eine Kanone nach historischem Vorbild bauen. Mit viel handwerklichem Geschick und der fachkundigem Mithilfe von Willi Koch aus Mönninghausen ist ein kleines Kunstwerk entstanden. Im August 1996 nahmen wir am Böllerkanonentreffen in Belecke teil. Unterstützt hat uns dabei Theo Remmert mit seinen Standböllern und Kanonen Hier haben wir erste Kontakte zu anderen Schießgruppen geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht. So waren wir danach schon bei mehreren Treffen dabei. Auch beim Herbstbiwak der Bundeswehr waren wir geräuschvoll vertreten. Der 40jährige Jubelkönig beim Schützenfest 1998 Willi Kißler wurde beim Festzug von der Böllertruppe seines Sohnes aus Osnabrück begleitet. Die dabei mitgeführten Handböller hatten es uns angetan. So haben wir 1999 mit neun Personen an einem sprengtechnischen Lehrgang mit Erfolg teilgenommen. Schossen wir bisher mit einem Gas-Sauerstoffgemisch , wird jetzt mit Schwarzpulver aus Handböllern, Schaftböllern, Standböllern und Kanonen geböllert. Inzwischen ist unsere Gruppe auf 15 Böllerschützen angewachsen; 2 Anwärter haben im März 2005 an einem Sprengstofflehrgang teilgenommen. Seit dem Jahre 2003 haben wir als Zeichen der Zusammengehörigkeit eine Standarte. Nach langer Zeit der Fertigstellung mit unerwarteten Hindernissen konnten wir sie am 29. 06. 2003 von Pastor Schöning in einem Festakt weihen lassen. Zu dieser Feier kamen viele befreundete Vereine und Böllerschützen. Pulverdampf und Böllerknall aus etlichen Kanonen und Handböllern sorgten für die besondere Stimmung an diesem Nachmittag.
Seitdem begleitet die Fahne uns bei allen Ausmärschen ; sei es beim eigenen Schützenfest, oder bei den Böllerschützentreffen.
Franz Gierse-Westermeier